Ahrends entnahm Farbsplitter und rekonstruierte an ihnen 15 Schichten in fünf Fassungen: Annas Gewand leuchtete in der Spätgotik in hauchdünnem Gold, im Jahre 1599 — die Jahre der Arbeiten selbst sind zuverlässig datiert — büßte es dann zumindest seinen prunkvollen Saum ein, der kostbares Brokat imitieren sollte. Ab 1677 trug Anna dann ein violettes Kleid, 1799 wurde teilweise neu vergoldet und Grün aufgetragen, das Purpurgewand aber belassen, 1959 dann wurde es dann also noch einmal großzügig grün lackiert.


Bericht in der Landeszeitung Lüneburg vom 6. August 2016 F. Füllgrabe


Initiator für die Restaurierung ist der Förderverein der Maria-Magdalenen-Kirche.


Gemeinsam mit der Kirchengemeinde und dem Kirchenkreis ist ein Konzept für den Umfang der Restaurierung erarbeitet worden.  Die Landes-Denkmalpflege und private Sponsoren haben die Arbeiten

finanziell unterstützt. Für eine lange Zeit fehlte der Gemeinde ihr Marienleucher in der Mitte der Kirche. Jetzt ist diese Zeit der Leere vorüber.

Am 18. März konnte der Gottesdienst wieder mit dem Leuchter gefeiert werden. Mit einem Glas Sekt und kleinem Imbiss konnte anschließend dessen Rückkehr gefeiert werden.

Heilige der Maria-Magdalenen-Kirche mit neuem Schein


ff Lauenburg. Auch die Heiligen in den Kirchen wechseln über die Jahrhunderte schon mal ihre Garderobe. Beispiel: der Marienleuchter in der Maria-Magdalenen-Kirche Lauenburg. Vor allem Anna, die Mutter Marias, hat in regelmäßigen Abständen ein neues Gewand aufgemalt bekommen. Doch längst bröckelt die Figur, sie hat Risse bekommen, jetzt soll der schmucke Kerzenleuchter restauriert werden. Die Frage ist nur: Welche Zeit ist das Ziel? Und: Was trägt die heilige Anna unter ihrem Mantel? Erste Forschungs-Ergebnisse präsentiert der Restaurator Gerold Ahrends.

Der Marienleuchter, der im Kirchenschiff eine zentrale Position über den Köpfen der Gemeinde innehatte und von der Schiffergilde gestiftet wurde, besteht aus zwei Figurengruppen aus Eichenholz; auf der einen Seite: Anna selbdritt — Anna trägt ihre Tochter Maria und den Enkel, das Jesuskind. Auf der anderen Seite ist noch einmal Maria mit Kind zu sehen. Umrahmt wird das Ensemble von einem Strahlenkranz, einem (echten) Hirschgeweih und einem schmiedeeisernen Bogen. Dazu kommt das eigentliche Kerzenleuchter-Gestell.


Der Künstler lässt sich nicht mehr ermitteln, der Leuchter stammt wohl aus dem Ende des 15. Jahrhunderts. Zuletzt lackiert wurde er 1959 — und zwar nicht gerade fachmännisch. „Da wurden beim Bemalen Außen- und Innenseiten der Gewänder verwechselt“, sagt Gerold Ahrends, so etwas aber fällt erst dann richtig auf, wenn man den Leuchter aus der Nähe betrachtet.


Gerold Ahrends gibt dem Marienleuchter neue Farbe, er restauriert auch die Apostel Petrus und Paulus sowie die Heiligen Ursula und Katharina, die ihre Heimat am Lüneburger Rathaus haben. Foto: ff